Avenc de Son Pou, Valldemossa

Mallorca besitzt viele Höhlen. Bei den meisten gut erschlossenen Höhlen kann gegen viel Geld eine Tour mit Licht, Musik, Booten und viel Trara gebucht werden. Das klingt alles nach beliebiger Massenabfertigung. Aber auch hier gibt es Abhilfe. Bei meiner Recherche fand ich in den Weinbergen zwischen Santa Maria del Camí und Orient den Weg zur kaum bekannten Höhle Avenc de Son Pou. Die Höhle kann nur über eine (einfache) Wanderung erreicht werden und hat nur am Sonntag von (10-14 Uhr) geöffnet (haben wir so gehört). In der Nebensaison ist fast sicher garantiert, dass man alleine in dem 50 Meter hohen Felsendom mit 5 Meter Öffnung in der Höhlendecke steht.


Die Höhle liegt auf halber Strecke zwischen Santa Maria del Camí und Orient und kann von beiden Orten in jeweils 1,5 Stunden zu Fuß erreicht werden. Von Santa Maria hat die Tour eher den Charakter einer Bergbesteigung, sprich man geht bis zur Höhle bergauf und auf dem Rückweg wieder hinab. Von Orient aus sind die Höhenverhältnisse umgedreht. Wir wählten den Weg von Santa Maria, zumal der Ort besser zu erreichen ist. Der Ausgangspunkt an der Finca Son Oliver, zwischen all den Olivenhainen und Weinbergen, war nicht einfach zu finden. An der Bodega Macia Batle verließen wir am Ortsausgang die Ma-13A und bogen in die Carrer de Coanegra ein. Diese Straße führt immer weiter nach Norden entlang des Torrent de Coanegra und wird mit der Zeit immer schmaler und geht in den Camí de Coanegra über. Wir hatten die Hoffnung schon fast aufgegeben, fuhren aber dennoch stur weiter nach Norden. Nach mehreren Kilometern erreichten wir die Finca Son Oliver und stellten unser Auto am Straßenrand vor dem Tor ab.


Wir schulterten unsere Rucksäcke und überquerten das Gelände der Finca Son Oliver. Der eben noch asphaltierte Weg, führte als Schotterpiste im Schatten der Bäume leicht und stetig bergauf. Wir passierten immer wieder kleine Bauernhöfe und überquerten auch zweimal den ausgetrockneten Coanegra. Die letzte Finca im Tal ist die Finca Son Pou. Am Ende des Tals begann der Weg in mehreren Serpentinen hinauf in die Höhe zu klettern. Auf halber Höhe zweigt nochmals ein kleiner weiterer stark ansteigender Weg zu Höhle ab. Den Eingang zur Höhle bildet ein ca. 50 Meter langer Tunnel. Mitten im Tunnel befand sich eine geöffnete Gittertür. Am Ende des Tunnels ist ein mattes Licht sichtbar.
Mit einer Stirnlampe tasteten wir uns voran und betraten die riesige Kammer. Es war vollkommen still. Die Augen gewöhnten sich schnell an das dämmrige Licht. Wie in einem umgedrehten 50 Meter hohen Trichter breitete sich vor uns eine Welt wie bei Jules Vernes Roman „Reise zum Mittelpunkt der Erde“ aus. Von den Wänden hingen Stalaktiten und am Boden befanden sich immer wieder Gruppen von bis zu 10 Meter hohen Stalagmiten. Im hinteren Bereich fiel die Höhle weiter ins Dunkel ab. Wir hatten jegliche Größenrelation verloren. Mal erschienen die Tropfsteine winzig, waren aber beim Näherkommen doch mehrere Meter hoch. Ein andermal erscheint ein Pfad nah und wir brauchten doch länger, um den Teil der Kammer zu erkunden. Wir haben viele Fotos gemacht, aber die Fotos geben nicht annähernd den tatsächlichen Eindruck wieder.

Nach unserer Rückkehr vom „Mittelpunkt der Erde“ besuchten wir noch das nahgelegene Valldemossa. Der Ort schmiegt sich mit seine Kirchen und engen Gassen an einen Berg mitten in einem Tal. Die alten Häuser sind mit Blumentöpfen und Rankenpflanzen verziert und versprühen den ganz besonderen Charme von Valldemossa. Ein schöner Zwischenstopp.
