Ullapool, Loch Ness, Inverness, Culloden Battlefield
Nach dieser ersten Woche teilte sich die Gruppe, denn zum einen zählten kleinere körperliche Gebrechen dazu und der Hauptgrund war der allgemeine Verlauf und die Art und Weise der Reise, so fast jeden Abend ganz ohne Dusche und Bett. Ich meine wenn ich Schottland bin, dann will ich doch gerade das Land und die Leute erleben, bei Leuten die man kennen lernt übernachten oder seine Zelte an der Küste in einer alten Burgruine aufschlagen und nicht in irgendwelchen Hostels rumsitzen ... In Schottland gibt’s halt nicht an jeder Ecke, die sehenswert ist, ein Hostel. Wäre ja noch schöner, wenn dann die ganzen Touris da hintigern.
Zu dritt setzen wir die Reise von Ullapool bis zum Loch Ness im Herzen der Highlands fort. Die ersten 50 km von Ullapool erwiesen sich als unglaublich anstrengend. Es ging erst 30 km immer ständig bergauf und dann danach nur 20 km berg herunter. Wir hatten allerdings alle viel mit unseren inneren Gedanken und Gefühlen zwecks der Gruppentrennung zu tun, so dass wir diese bergige Strecke in weniger als 2,5 Stunden durchgezogen haben. Ein guter Antrieb!
Nach einigen Wasserfällen, wo gerade die Lachse flußaufwärts unterwegs waren, und Burgen hatten wir fast das Loch Ness in Drumnadrochit erreicht. Allerdings erstreckte sich auf 13 km vor Drumnadrochit ein langer Anstieg mit teilweise 8% und starken Gegenwind, so dass wir auf den letzten Metern noch einmal so richtig fertig waren. Die Abfahrt mit 15% war dann glaube ich nicht mal einen Kilometer lang.

Das Urquhart Castle, was nur eine Ruine ist, ist nicht unbedingt sehenswert und hatte bei uns allerdings schon geschlossen. Da sind wir nun nur diesen langen Umweg zum Loch Ness wegen diesem Schloss gefahren und dann ist da zu.

Der stürmische Wind hätte uns in der Nacht fast von der Klippe in den See geweht, wo wir dann vielleicht doch Opfer von Nessie geworden wären. :-)
Der Gegenwind vom Vortrag wehte immer noch und wurde von dem langen Tal des Loch Ness als Windkanal verstärkt. Der Wind trug uns in kürzester Zeit nach Inverness. Diese Stadt ist schön beschaulich und vor allem sehr groß im Verhältnis zu den Orten der Hebriten.
Danach gings 3 Meilen raus zum Culloden Battlefield - das Schlachtfeld wo der letzten Kampf der Schotten 1746 für die Unabhängigkeit gegen England verloren ging. Innerhalb von 50 Minuten starben mehr als 1500 Menschen. Heute werden die Kampflinien der beiden Gegner im Moor inklusive vieler Gedenksteine für jeden Clan dargestellt. Eigentlich gibt es nicht viel zu sehen bis auf jede Menge Heidekraut und weniger Gedenktafeln, aber ich denke das ist genau die richtige Art und Weise dieses Ereignis, wo so viele Leute ihren Tod gefunden haben, darzustellen.

Danach gings zum Cawdor Castle, was mit zu den schönsten noch komplett erhaltenen Schlössern zählt und auf jeden Fall einen Besuch wert ist. Das Schloss ist von großen Parkanlagen umgeben.
In der Mitte von Schottland gibt es nicht nur Seen sondern auch die dazugehörigen Berge, die uns aber von der Fahrt zu den Whisky - Destillerien nicht abhalten konnten.


Aufgehalten wurden wir in netter Art und Weise von einer schottischen Familie, wo mein Bruder nur eben mal nach Wasser fragen wollte. Fünf Minuten später saßen wir bei der Großfamilie mit sieben Kindern am Tisch und obwohl es vieles gutes Essen gab, kamen wir gar nicht dazu, denn wir wurden nur so mit Fragen bombardiert. Der Abend zog sich lange und fröhlich hin. Es gab viel zu lachen und zu erzählen. Am Abend rannte die Gastfrau dann noch um uns rum und wollte all unsere Sachen waschen. Wir konnten sie nicht davon abbringen. Auch der nächste Morgen, wo einer unsere Mitreisenden Geburtstag hatte, war unglaublich. Die Familie stand fast geschlossen am Tisch und sang ein Geburtstagsständchen. Zum Abschied mussten wir noch ihre "Farm der Tiere" besuchen und bewundern. Es gab einfach alles: Pferde, Schafe, Kühe, Hühner, Hasen, Meerschweine, Fasane, Schlangen .... . Auch wenn das jetzt alles nicht so spektakulär klingt, müsst Ihr Euch in unsere Lage versetzen. Wir waren den ganzen Tag bei brennender Sonne unterwegs und kämpften uns am Abend, weil auf den letzten 50 km keine großen Sehenswürdigkeiten auf der Strecke lagen, diese letzten Kilometer durch extrem bergiges Gelände. Wir waren erschöpft, verschwitzt, hatten Durst und Hunger und hatten eigentlich nur noch davon geträumt an irgendeinem Bach in unsere Schlafsäcke zu fallen. Aber dann kam alles so was von anders, dass es dafür keine Beschreibung unseres Glücksgefühls gab. „Und wenn Du denkst es geht nicht mehr dann kommt von irgendwo ein Lichtlein her.“